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Nachhaltigkeit und Spitzenqualität – Kaffeekultur in Honduras
Das kleine zentralamerikanische Land Honduras hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Neben diversen politischen Umstürzen trug vor allem die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Bananenanbau lange Zeit zu dieser Instabilität bei. Etwa seit den Sechzigerjahren entwickelte sich jedoch Kaffee verstärkt zu einem entscheidenden Wirtschaftsfaktor und ist mittlerweile eines der wichtigsten Exportgüter. Hier setzt Honduras bewusst auf Qualität vor Quantität: Die einstige „Bananenrepublik“ gehört zwar zu den wichtigsten Kaffee-Produzenten der Welt, macht dabei aber insbesondere mit hochwertigen Spezialitätenkaffees von sich reden. Kaffeeenthusiasten kommen deshalb längst nicht mehr an den herausragenden Arabica-Varietäten mit ihren balancierten Säuren und feinen Aromen vorbei. Doch nicht nur in Europa und den USA genießen die Bohnen aus Honduras einen guten Ruf. Cafés im ganzen Land bieten den heimischen Kaffee heute ihren Gästen an – als modernes Trendgetränk oder ganz traditionell.
Von der Bananenrepublik zum Kaffeeland
Streng genommen beginnt die Geschichte des Kaffeeanbaus in Honduras bereits um das Jahr 1800 (1). Doch bis in die zweite Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts spielte die aus Afrika importierte Kulturpflanze nur eine sehr untergeordnete Rolle in der Landwirtschaft des kleinen Staates. Auf den Plantagen des Landes, zwischen Guatemala sowie El Salvador im Westen und Nicaragua im Osten, dominierte über Jahrzehnte hinweg der Bananenanbau die gesamte Wirtschaft. Diese extreme Abhängigkeit von einem einzelnen landwirtschaftlichen Produkt brachte Honduras schnell den Ruf ein, eine sprichwörtliche „Bananenrepublik“ zu sein. Im Laufe der 1950er-Jahre setzte schließlich ein tiefgreifender politischer Wandel ein, der auch eine umfassende Neugestaltung der Landwirtschaft ermöglichte (2).
Bauern aus El Salvador gehörten zu den ersten, welche die für den Kaffeeanbau optimalen Bedingungen im großen Stil nutzten. Deren illegal angelegten Farmen auf honduranischem Staatsgebiet zogen einen als „Kaffeekrieg“ in die Geschichte eingegangenen Konflikt nach sich, der erst durch eine Intervention der USA beendet werden konnte. Nach diversen Gesetzes- und Landreformen waren schließlich ab Mitte der Siebzigerjahre die politischen und gesellschaftlichen Grundsteine für den heutigen Erfolg der Kaffeeindustrie des Landes gelegt. Die natürlichen Gegebenheiten, also das Klima sowie die Qualität der Anbauflächen, waren hingegen seit jeher ideal. Selbst von den Verwüstungen des Hurrikans „Mitch“ 1998 konnte sich die Branche erstaunlich schnell erholen. In den vergangenen Jahren fand sich Honduras dementsprechend konstant in den Top Zehn der größten Kaffeeproduzenten der Welt wieder (3).
Nachhaltiger Anbau auf kleinen Farmen
Beim Blick auf die Kaffeebranche in Honduras fällt sofort der große Anteil an spezialisierten Kleinbauern auf. Diese organisieren sich häufig in Kooperativen wie der Cooperativa Cafetalera Capucas Limitada (COCAFAL), die einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung des Lebensstandards im Land leisten (4). Der gesamte Ertrag wird somit von etwa 102.000 Farmen produziert – von denen 90 Prozent nur kleine Flächen bewirtschaften. Alle Arbeitsschritte eingerechnet – vom Anpflanzen über das Pflücken und die Verarbeitung bis zum Transport – hängen nichtsdestotrotz gut eine Million Arbeitsplätze an diesem Wirtschaftszweig (5).
Angebaut wird Kaffee hauptsächlich im Westen von Honduras, unter anderem in den Regionen Copan, Agalta und El Paraiso. Im Landesinneren, auf Höhen zwischen 1.100 und 1.650 Metern über dem Meeresspiegel herrschen optimale Bedingungen für Arabica-Varietäten wie Bourbon, Catuai oder Caturra (6). Aufgrund der fruchtbaren Böden und des optimalen Mikroklimas lassen sich hier herausragend gute Kaffees ernten – wie sich etwa bei der Vergabe des „Cup of Excellence“-Awards 2019 zeigte, als sechs honduranische Kaffees über 90 von 100 Punkten erreichten (7). Diese hohe Qualität geht Hand in Hand mit den traditionell nachhaltigen Anbaumethoden der Farmer, die mehrheitlich auf den Einsatz von Chemikalien verzichten und den Kaffee im Schatten anderer Bäume anpflanzen (8). Auch bei der Ernte, zwischen November und April sowie der anschließenden Aufbereitung im trockenen oder nassen Verfahren wird hoher Wert auf die schonende, umweltverträgliche Handhabung des Rohkaffees gelegt. Auf diese Weise kommen die angenehmen Vanille-, Haselnuss- und Schokoladenaromen, für die die Bohnen aus Honduras bekannt sind, besonders gut zu Geltung (9).
Klimawandel und Artenschutz
Mit ihrem starken Fokus auf ökologischen und nachhaltigen Anbau können die honduranischen Kaffeebauern zuversichtlich in die Zukunft blicken. Nichtsdestotrotz werden die durch den Klimawandel ausgelösten Veränderungen auch sie vor große Herausforderungen stellen. Der prognostizierte Anstieg der durchschnittlichen Temperatur um 1,9 Grad Celsius bis zum Jahr 2050 dürfte sich direkt auf die Niederschlagsmenge sowie die Häufigkeit extremer Wetterphänomene – etwa Dürren oder Überschwemmungen – auswirken. Für die Farmer bedeutet das konkret: Flächen die sich für den Kaffeeanbau eignen, werden circa 200 Meter höher zu finden sein. Unter 1.000 Metern über dem Meeresspiegel werden Bauern hingegen auf andere Nutzpflanzen umsteigen müssen. Je geringer die Niederschlagsmengen letztendlich ausfallen, werden zudem künstliche Bewässerungslösungen zunehmend unvermeidlich (10).
Neben den direkten Auswirkungen des Klimawandels ist auch mit einem vermehrten Auftreten von Krankheiten und Schädlingen an den Pflanzen zu rechnen. Schon von 2012 bis 2014 waren etwa viele Farmen vom sogenannten „Kaffeerost“, einer aggressiven Pilzerkrankung, betroffen. Als Reaktion hierauf setzen mittlerweile viele Bauern in Honduras auf rostresistente Varietäten (11). In direktem Zusammenhang mit den klimatischen Bedingungen steht zuletzt auch die Biodiversität. Honduras gilt als eines der artenreichsten Länder der Welt – unter anderem finden sich 24.000 verschiedene Pflanzen und fast 3.000 Wirbeltierspezies in der Region. Da der Kaffeeanbau jedoch häufig genau in deren Lebensräumen stattfindet, haben die Farmer hier eine besondere Verantwortung. Mithilfe schonender Pflanzungsmethoden unter Schattenbäumen verhindern sie beispielsweise effektiv die Bodenerosion und versorgen den Wald mit Nährstoffen (12).
Eine wachsende Kaffeekultur
Dass sich die starke Fokussierung auf ökologischen Anbau und hohe Qualität auszahlt, zeigt sich am äußerst positiven Feedback ausländischer Konsumenten und Kaffeekenner. Nicht nur erlangen Spezialitätenkaffees aus Honduras regelmäßig Spitzenbewertungen, auch große Coffee-Shop-Ketten vermarkten die Bohnen seit einigen Jahren gezielt in den USA und Europa. Wie in vielen zentralamerikanischen Ländern spielte Kaffee in Honduras selbst jedoch lange eine eher untergeordnete Rolle. Ihm gegenüber standen vor allem süße, nahrhafte Getränke auf Maisbasis, wie „Pinol“ und „Atol de Elote“, die noch heute fest in der honduranischen Kultur verankert sind (13). Trotz der hohen Qualität der Bohnen war Kaffee für viele Einheimische somit nur zweite oder dritte Wahl – wozu mit Sicherheit auch die simple Zubereitungsart beitrug.
Traditionell wird Kaffee in Honduras ganz unkompliziert genossen – schwarz und mit viel Zucker (14). In den letzten Jahren setzt sich die internationale Café-Kultur aber auch hier zunehmend durch. Besonders in den größeren Städten des Landes entsteht seit einiger Zeit eine wachsende Szene ambitionierter Kaffee-Enthusiasten. So finden sich beispielsweise in der Hauptstadt Tegucigalpa heute diverse „Third Wave“-Cafés nach US-amerikanischem Vorbild. Ebenfalls kann hier eine der ersten „Barista-Academies“ des Landes besucht werden (15). Von gemütlichen Cafés, die natürlich aufbereiteten Espresso zu traditionellen honduranischen Gerichten servieren, bis hin zu modernen Coffee-Shops, in denen aktuelle Trendgetränke erhältlich sind, werden inzwischen verschiedenste Vorlieben abgedeckt (16).
Vollautomaten etablieren sich
Dieses gestiegene Bewusstsein für die professionelle Zubereitung von Kaffee macht sich nicht zuletzt auch bei Herstellern von Kaffeemaschinen, Mühlen und Co. bemerkbar. Über den Handelspartner Grupo Capresso ist auch WMF Professional Coffee Machines erfolgreich auf dem Markt vertreten. Auf diesem Weg konnten bereits diverse bekannte Unternehmen in Honduras mit leistungsfähigen Vollautomaten ausgestattet werden – was aufgrund der Dominanz von Siebträgermaschinen im Land keine Selbstverständlichkeit ist. Mit der Convenience-Store-Kette „Tiendas Pronto“ sowie den „Denny’s“- und “Chilli’s”-Restaurants gehören hierzu einige große Player, doch auch kleinere Gastronomiebetriebe und der Bürobereich spielen eine wichtige Rolle.
An diesem Erfolg lässt sich die allgemein positive Entwicklung des honduranischen Kaffeemarkts anschaulich ablesen. Schon heute hat das kleine, karibische Land Kaffeeliebhabern einiges zu bieten. Mit ihrem klaren Fokus auf nachhaltigen Anbau und hochqualitative Spezialitätenkaffees ist die Kaffeebranche in Honduras zudem bestens für die Zukunft gerüstet.
Fussnoten
(1) Barista Royal, Honduras – Kaffee und Espresso in Reinform (https://baristaroyal.de/blogs/anbaugebiete/honduras-kaffee-und-espresso-in-reinform#:~:text=Die%20Kaffee%2DGeschichte%20Honduras,Prozent%20des%20gesamten%20Exports%20ausmachten)
(2) https://www.laender-lexikon.de/Honduras_Geschichte
(3) Barista Royal, Honduras – Kaffee und Espresso in Reinform
(4) Barista Royal, Honduras – Kaffee und Espresso in Reinform
(5) Perfect Daily Grind, Exploring The History of Honduran Coffee Production (https://perfectdailygrind.com/2020/03/exploring-the-history-of-honduran-coffee-production/)
(6) Espresso & Coffee Guide, Honduran Coffee Beans (https://espressocoffeeguide.com/gourmet-coffee/coffees-of-the-americas/honduras-coffee/#growing-regions)
(7) Perfect Daily Grind, Exploring The History of Honduran Coffee Production
(8) Barista Royal, Honduras – Kaffee und Espresso in Reinform
(9) Espresso & Coffee Guide, Honduran Coffee Beans
(10) Coffee Production in the Face of Climate Change: Honduras (https://www.sustaincoffee.org/assets/resources/Honduras_CountryProfile_Climate_Coffee_6-11.pdf)
(11) Barista Royal, Honduras – Kaffee und Espresso in Reinform
(12) The Evolution of Coffee Markets for Sustainable Development: A Honduran Cooperative’s Experience with Fair Trade, Erin Sue Smith, S. 140 (https://www.csuchico.edu/anth/_assets/documents/smith-thesis.pdf)
(13) Bacon is Magic, 17 Honduran Drinks you must try (https://www.baconismagic.ca/honduras/honduran-drinks/)
(14) Bacon is Magic, 17 Honduran Drinks you must try
(15) Perfect Daily Grind, Micro Mills & Third Wave Cafés: Exploring Honduras’ Specialty Coffee (https://perfectdailygrind.com/2018/10/micro-mills-third-wave-cafes-exploring-honduras-specialty-coffee/)
(16) Perfect Daily Grind, A Specialty Coffee Shop Tour of Copán, Honduras (https://perfectdailygrind.com/2017/05/a-specialty-coffee-shop-tour-of-copan-honduras/)